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Beweidungssysteme für Pferde – welche Weideform passt?

Warum das Beweidungssystem entscheidend ist

Nicht nur Grasarten, Boden und Pflege bestimmen, wie gesund und langlebig eine Pferdeweide ist – auch die Art, wie sie genutzt wird, ist entscheidend. Das Beweidungssystem beeinflusst Belastung und Regeneration der Grasnarbe, Futterqualität und Trittfestigkeit. In der Praxis haben sich vier Hauptsysteme etabliert: Standweide, Umtriebs- bzw. Koppelweide, Portionsweide und Nachsteckweide. Ergänzend kommen hybride Formen zum Einsatz, die mehrere Prinzipien flexibel kombinieren.

Die Standweide – einfach, aber nicht immer optimal

Bei der Standweide haben die Pferde während der gesamten Weidesaison Zugang zu einer zusammenhängenden Fläche. Die Tiere bewegen sich frei, wählen Futter- und Ruheplätze selbst und zeigen ein sehr natürliches Sozialverhalten. Der geringe organisatorische Aufwand steht klaren Nachteilen gegenüber: Es entstehen Fraß- und Ruheinseln, manche Bereiche werden überweidet, andere wachsen aus, die Narbe verfilzt, und es kommt zu Trittschäden und ungleichmäßiger Nährstoffverteilung. Auf großen Flächen mit geringer Besatzdichte kann dieses System funktionieren; auf kleineren, stärker belasteten Flächen sinken Weidequalität und Bestandsstabilität häufig schnell.

Die Umtriebsweide – Nutzung mit System

Die Umtriebs- oder Koppelweide teilt die Gesamtfläche in mehrere Teilstücke, die nacheinander beweidet werden. Nach kurzer Nutzung folgt eine Ruhephase, in der die Gräser nachwachsen und sich die Grasnarbe erholt. Dieses Vorgehen orientiert sich am natürlichen Wachstumsrhythmus: austreiben, kurz nutzen, regenerieren. Die Folge sind ein gleichmäßiger, vitaler Bestand, bessere Hygiene durch Abtrocknen von Kotstellen und eine insgesamt höhere Futterqualität. Der Aufwand ist moderat höher, weil Zäune umgesetzt und Zeiten geplant werden müssen, doch die Balance aus Bodenschonung, Aufwuchssteuerung und Pferdegesundheit macht dieses System für viele Betriebe zur ersten Wahl.

Die Portionsweide – kontrollierte Futteraufnahme

Bei der Portionsweide erhalten die Pferde sehr kleine Flächenabschnitte für ein bis zwei Tage und wechseln dann auf den nächsten Abschnitt; der abgefressene Bereich wird gesperrt. So lässt sich die Futteraufnahme präzise steuern, Überweidung wird vermieden, und die Narbe bleibt weitgehend intakt. Besonders für stoffwechselempfindliche Pferde ist dieses System geeignet, da Menge und Qualität des Grases eng kontrolliert werden können. Die Kehrseite ist der höhere tägliche Arbeitsaufwand durch häufiges Umsetzen der Zäune sowie eine eingeschränktere Bewegungsfreiheit, die in größeren Gruppen gut gemanagt werden will.

Die Nachsteckweide – Fortschreiten mit Nachteil

Die Nachsteckweide ist eine fortschreitende Streifenweide: Ein mobiler Zaun wird täglich ein Stück weiter gesetzt, sodass die Pferde einen neuen Streifen frischen Grases erreichen. Anders als bei der klassischen Portionsweide bleiben die bereits abgefressenen Bereiche passierbar. Das erleichtert die tägliche Fütterungssteuerung und sorgt für sehr gleichmäßige Ausnutzung, führt aber dazu, dass die Pferde wiederholt über die abgeweideten Streifen laufen. Dort entstehen schnell Bodenverdichtungen und Trittschäden, und Kot- sowie Harnableger konzentrieren sich in den bereits genutzten Zonen. Die Nachsteckweide ist daher eine praktikable, aber nicht dauerhafte Lösung – sinnvoll etwa beim kontrollierten Anweiden im Frühjahr oder auf kleinen Flächen, sofern Pflege und Erholungszeiten eingeplant sind.

Hybride Weideformen – flexibel kombinieren

Viele Betriebe arbeiten mit Mischformen, die Elemente verschiedener Systeme vereinen. Häufig wird der erste Aufwuchs als Heu geerntet und der nachfolgende Aufwuchs zeitlich begrenzt beweidet; auch Rotationssysteme mit variablen Ruhezeiten oder die Kombination von Paddock und Weidezugang zählen dazu. Der große Vorteil liegt in der Anpassungsfähigkeit: Je nach Jahreszeit, Wetter, Bodenfeuchte und Pferdebestand lässt sich die Nutzung flexibel steuern. Voraussetzung für den Erfolg ist eine gute Zeitplanung, damit Phasen der Nutzung und Regeneration sauber aufeinander folgen.

Fazit

Welches Beweidungssystem passt, hängt von Flächengröße, Boden, Besatzdichte, Pferdetypen und verfügbarem Arbeitsaufwand ab. Die Standweide ist einfach, bietet aber wenig Steuerung; Umtriebs- und Portionsweide ermöglichen gezielte, pferdegerechte Nutzung und schonen die Grasnarbe. Die Nachsteckweide kann kurzfristig sinnvoll sein, sollte wegen Trittschäden jedoch nicht dauerhaft eingesetzt werden. Hybride Formen verbinden Flexibilität mit Nachhaltigkeit. Entscheidend bleibt, dem Bestand rechtzeitig Ruhe zu gönnen: Nur Weiden, die sich regenerieren dürfen, bleiben dauerhaft gesund, trittsicher und pferdegerecht.