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Geeignete Gräser für Pferdeweiden

Warum nicht jedes Gras auf eine Pferdeweide gehört

Gras ist nicht gleich Gras – auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht. In der Landwirtschaft werden Gräser gezielt nach ihrem Nutzen gezüchtet: Für Milchkühe oder Rinder sind Hochleistungsgräser gefragt, die viel Energie und Eiweiß liefern. Pferde hingegen brauchen ganz andere Eigenschaften: Sie benötigen strukturreiches, rohfaserbetontes, zuckerarmes Futter, das langsam wächst und die Verdauung nicht belastet.

Diese Unterschiede führen dazu, dass viele heute in Saatgutmischungen verwendete Leistungsgräser für Pferde nicht geeignet sind. Sie liefern zwar hohen Ertrag, enthalten aber viel Fruktan und lösliche Zucker – und fördern damit Stoffwechselprobleme wie Hufrehe, EMS oder Cushing-Syndrom. Für eine pferdegerechte Weide geht es also nicht um maximale Erträge, sondern um langsam wachsende, ausdauernde, strukturreiche Gräser, die auch bei maßvoller Düngung stabil bleiben.

Geeignete Gräser für Pferdeweiden

Die besten Gräser für Pferde sind solche, die wenig Zucker und Eiweiß, aber viel Struktur und Rohfaser enthalten. Sie wachsen mäßig schnell, bilden tiefe Wurzeln und sind robust gegenüber Tritt und Witterung.

Wiesenrispe (Poa pratensis) ist eines der besten Gräser für Pferdeweiden. Sie bildet durch Ausläufer eine dichte, trittfeste Grasnarbe und hält auch häufige Nutzung gut aus. Sie liefert strukturreiches, aber nicht zu energiereiches Futter und trägt entscheidend zur Langlebigkeit einer Weide bei.

Gemeine Rispe (Poa trivialis) bevorzugt feuchtere Lagen und schattige Standorte. Sie wächst feinblättrig, ist gut verdaulich und eignet sich besonders für leicht wechselfeuchte Böden. Auch sie bildet eine stabile Narbe, wenn sie nicht überdüngt wird.

Knaulgras (Dactylis glomerata) ist ein typisches, strukturreiches Pferdegras. Es ist trockenheitsverträglich, widerstandsfähig und liefert einen hohen Rohfaseranteil. Durch seinen etwas groberen Wuchs wird es von Pferden nicht immer zuerst gefressen, was aber den Vorteil hat, dass es Lücken im Bestand überdauert.

Glatthafer (Arrhenatherum elatius) ist robust, langhalmig und bestens für Heu- und Weidenutzung geeignet. Er wächst schnell im Frühjahr, verträgt aber keine dauerhafte Beweidung. Auf sogenannten „Hybridflächen“, also Wiesen, die im Frühjahr gemäht und im Sommer beweidet werden, ist er ideal.

Wiesenlieschgras (Phleum pratense) hat feine Halme, wächst auf frischen Böden und ist für Pferde sehr gut geeignet. Es liefert faserreiches, schmackhaftes Futter mit niedrigem Fruktangehalt und lässt sich hervorragend mit anderen Arten kombinieren.

Wolliges Honiggras (Holcus lanatus) wächst früh im Jahr, ist weichblättrig und fruktanarm. Pferde fressen es gerne, und auf feuchteren Böden kann es sich gut behaupten, während es auf trockenen Standorten etwas zurückgeht.

Rotes Straußgras (Agrostis capillaris) bildet einen feinen, dichten Bestand, der bei mittlerer Nutzung stabil bleibt. Es ist genügsam, rohfaserreich und trägt zu einer geschlossenen Grasnarbe bei, ohne zu dominant zu werden.

Riesenstraußgras (Agrostis gigantea) bevorzugt tiefgründige, gleichmäßig feuchte Böden. Es liefert gute Struktur und ergänzt den Bestand, ohne zu verdrängen.

Ungeeignete Leistungsgräser

Unter den häufigsten Gräsern auf landwirtschaftlichen Flächen finden sich viele Arten, die für Pferde wenig geeignet sind. Diese sogenannten Leistungsgräser wurden für hohe Energie- und Eiweißgehalte gezüchtet. Für Pferde bedeuten sie jedoch zu viel Zucker, zu viel Eiweiß und zu wenig Struktur.

Das bekannteste Beispiel ist das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne). Es wächst extrem schnell, regeneriert sich rasch nach Beweidung und wird in fast allen Standardmischungen verwendet. Für Pferde ist es problematisch, da es besonders hohe Mengen an Fruktan enthält. Hinzu kommt seine enge Symbiose mit Kleearten: Der Klee versorgt das Weidelgras mit Stickstoff, was das Wachstum weiter beschleunigt und den Energiegehalt noch erhöht – ein Teufelskreis für empfindliche Pferde.

Auch der Wiesenschweidel (Festuca pratensis) gehört zu den Hochleistungsgräsern. Er wächst schnell, liebt stickstoffreiche Böden und liefert weiches, zuckerreiches Futter. Für Pferdeweiden ist er daher ungeeignet. Dasselbe gilt für den Italienischen Weidelgras-Typ (Lolium multiflorum), der sich durch schnelles Wachstum, kurze Lebensdauer und mangelnde Trittfestigkeit auszeichnet – alles Eigenschaften, die einer langlebigen Pferdeweide entgegenstehen.

Trittempfindliche Gräser – nur für bestimmte Flächen geeignet

Einige Gräser sind zwar pferdegerecht, aber weniger belastbar. Dazu gehören etwa Glatthafer oder Wiesenlieschgras, wenn sie auf Dauerweiden zu stark beansprucht werden. Diese Arten eignen sich besser für Flächen, die einmal jährlich gemäht und danach kurzzeitig beweidet werden. Auf intensiv genutzten Dauerweiden sollten dagegen robuste Arten wie Wiesenrispe, Knaulgras oder Rotes Straußgras dominieren.

Fazit

Die Zusammensetzung einer Pferdeweide entscheidet über ihre Qualität und über die Gesundheit der Pferde. Leistungsgräser wie Deutsches Weidelgras oder Wiesenschweidel liefern zwar hohe Erträge, sind aber zu energiereich und fördern Klee und Fruktanbildung. Pferdeweiden sollten deshalb aus artenreichen Mischungen bestehen, die rohfaserreich, standfest und ausgewogen sind.

Gräser wie Wiesenrispe, Knaulgras, Glatthafer, Wiesenlieschgras und Straußgräser bilden das Fundament einer pferdegerechten Grasnarbe. Sie sorgen für Struktur, Stabilität und gesunde Futterqualität – ganz ohne Hochleistung. So bleibt die Weide über viele Jahre vital, belastbar und vor allem eines: gesund für das Pferd.