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Kraftfutter für Pferde

Kraftfutter spielt in der Pferdefütterung seit Jahrhunderten eine Rolle, wird heute jedoch sehr unterschiedlich bewertet. Während es früher vor allem für Arbeits- und Leistungspferde eingesetzt wurde, gehört Kraftfutter inzwischen auch bei vielen Freizeitpferden zum Alltag. Dabei gerät leicht in Vergessenheit, dass Kraftfutter kein Grundbestandteil der Pferdefütterung ist, sondern ein gezieltes Ergänzungsfuttermittel. Um Kraftfutter sinnvoll einsetzen zu können, ist es wichtig zu verstehen, was darunter fällt, wie es sich von Raufutter unterscheidet und welche Wirkung es im Pferdekörper entfaltet.

Raufutter und Kraftfutter – zwei unterschiedliche Aufgaben

Die Basis jeder pferdegerechten Fütterung ist Raufutter. Heu und Weidegras liefern Rohfaser, die für eine gesunde Verdauung unverzichtbar ist. Sie sorgen für eine gleichmäßige Futteraufnahme, fördern die Darmbewegung und bilden die Grundlage für die Energieversorgung über die mikrobielle Verdauung im Dickdarm.

Kraftfutter erfüllt eine andere Aufgabe. Es liefert Energie in konzentrierter Form und wird in deutlich kürzerer Zeit aufgenommen. Während Raufutter vor allem über Faserverdauung wirkt, stellt Kraftfutter dem Pferd leicht verfügbare Energie zur Verfügung. Genau darin liegt seine Stärke – und gleichzeitig sein Risiko. Kraftfutter ist kein Ersatz für Raufutter, sondern ein Werkzeug, das gezielt und maßvoll eingesetzt werden sollte.

Was als Kraftfutter gilt

Zum Kraftfutter zählen in erster Linie Getreide und daraus hergestellte Futtermittel. Klassische Vertreter sind Hafer und Gerste, die seit langem in der Pferdefütterung verwendet werden. Darüber hinaus gehören verarbeitete Kraftfutter wie Müslis oder Pellets zu dieser Gruppe. Auch Mash wird häufig dem Kraftfutterbereich zugeordnet, obwohl es eine Sonderrolle einnimmt.

Daneben gibt es Futtermittel wie Luzerne oder Esparsette, die streng genommen keine klassischen Kraftfutter sind, aber häufig in der Krippe gefüttert werden. Sie liefern Struktur, Eiweiß und Energie, wirken dabei jedoch deutlich schonender auf den Stoffwechsel als getreidebetonte Kraftfutter.

Was Kraftfutter im Pferd bewirkt

Die Hauptfunktion von Kraftfutter ist die Bereitstellung von Energie. Diese stammt vor allem aus Stärke und in geringerem Maß aus Zucker und Fett. Kraftfutter „füttert Kraft“, das heißt, es erhöht die Energiedichte der Ration deutlich. Zusätzlich liefert es auch Bausteine wie Proteine und Fettsäuren, diese stehen jedoch nicht im Vordergrund seiner Wirkung.

Durch die hohe Energiedichte gelangt Kraftfutter schneller in den Stoffwechsel als Raufutter. Das kann bei erhöhtem Bedarf sinnvoll sein, belastet aber gleichzeitig Verdauung und Stoffwechsel, wenn kein entsprechender Bedarf besteht. Besonders der Dünndarm und der Zucker- und Insulinstoffwechsel reagieren empfindlich auf größere Mengen leicht verfügbarer Energie.

Brauchen Pferde Kraftfutter?

Ob ein Pferd Kraftfutter benötigt, hängt stark von seiner Nutzung, seinem Stoffwechsel und seiner individuellen Situation ab. Die Mehrheit der Freizeitpferde, die leicht gearbeitet werden oder überwiegend im Schritt und Trab unterwegs sind, kann ihren Energiebedarf vollständig über Raufutter decken. In diesen Fällen ist Kraftfutter nicht notwendig und bringt keinen gesundheitlichen Vorteil.

Kraftfutter kann jedoch sinnvoll sein, wenn der Energiebedarf steigt und über Raufutter allein nicht mehr gedeckt werden kann. Das kann bei intensiver Arbeit, bei sehr schwerfuttrigen Pferden oder in bestimmten Aufbauphasen der Fall sein. Entscheidend ist immer, ob ein tatsächlicher Mehrbedarf besteht und ob dieser nicht bereits durch eine bessere Raufutterqualität oder -menge ausgeglichen werden kann.

Hafer und Gerste – klassische, klar strukturierte Kraftfutter

Hafer und Gerste sind die klassischen Kraftfutter unserer Pferde. Sie bestehen aus klar definierten Rohstoffen, sind überschaubar in ihrer Zusammensetzung und lassen sich gut dosieren. Hafer liefert vergleichsweise schnell verfügbare Energie und wird von vielen Pferden gut vertragen. Gerste wirkt etwas langsamer und energiebetonter, muss jedoch aufgeschlossen werden, um gut verwertbar zu sein.

Im Vergleich zu stark verarbeiteten Kraftfuttern haben Hafer und Gerste den Vorteil, dass sie keine unnötigen Zusatzstoffe enthalten und ihre Wirkung gut einschätzbar bleibt.

Müslis – kritisch zu betrachten

Futtermüslis werden häufig als besonders ausgewogen, schmackhaft oder gesund beworben. In der Praxis enthalten sie jedoch oft eine Vielzahl an Bestandteilen, die für Pferde nicht notwendig sind. Melasse, Aromastoffe, Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie sowie erhöhte Zucker- und Stärkegehalte belasten den Stoffwechsel.

Für die meisten Pferde lassen sich die gewünschten Effekte eines Müslis durch einfachere, strukturreichere Futtermittel deutlich besser und schonender erreichen. Müslis sind daher in vielen Fällen verzichtbar.

Mash – eine Sonderrolle

Mash nimmt eine besondere Stellung ein. Ursprünglich wurde es als warmes, leicht verdauliches Futter zur Unterstützung geschwächter oder rekonvaleszenter Pferde eingesetzt. In bestimmten Situationen kann Mash hilfreich sein, etwa bei großer Anstrengung oder nach Erkrankungen.

Als regelmäßiges Kraftfutter ist Mash jedoch nicht gedacht. Aufgrund seiner Zusammensetzung und Wirkung eignet es sich nicht für die dauerhafte tägliche Fütterung, sondern sollte gezielt und zeitlich begrenzt eingesetzt werden.

Strukturreiche Alternativen als Brücke

Futtermittel wie Luzerne oder Esparsette bieten eine gute Möglichkeit, Energie und Nährstoffe über die Krippe zu ergänzen, ohne den Stoffwechsel so stark zu belasten wie klassische Kraftfutter. Sie liefern Struktur und hochwertiges Eiweiß. Gerade bei Pferden, die etwas mehr Unterstützung benötigen, aber empfindlich auf Stärke reagieren, können solche Alternativen sinnvoll sein.

Fazit

Kraftfutter ist kein Grundbestandteil der Pferdefütterung, sondern ein gezieltes Ergänzungsfutter. Seine Hauptaufgabe ist die Bereitstellung von Energie. Für die meisten Freizeitpferde ist Kraftfutter nicht notwendig, da ihr Bedarf über gutes Raufutter gedeckt werden kann. Wenn zusätzliche Energie benötigt wird, können Hafer oder Gerste sinnvoll eingesetzt werden. Mash eignet sich für besondere Situationen, nicht jedoch als Dauerfutter. Müslis sind in den meisten Fällen verzichtbar, da es strukturreichere und stoffwechselschonendere Alternativen gibt. Entscheidend ist immer, Kraftfutter nicht aus Gewohnheit, sondern aus Bedarf zu füttern.

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