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Risiken einer Überversorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen

In der Pferdefütterung liegt der Fokus häufig auf möglichen Mängeln. Mineralfutter und Zusatzpräparate werden eingesetzt, um Defizite auszugleichen und die Gesundheit zu unterstützen. Dabei wird jedoch oft übersehen, dass auch eine Überversorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen problematisch sein kann. Gerade bei Spurenelementen ist der Bereich zwischen Bedarf und Übermaß eng. Überdosierungen entstehen meist nicht absichtlich, sondern durch die Kombination mehrerer Futterquellen und bleiben lange unbemerkt.

Wo Überversorgungen entstehen

Ein häufiger Auslöser für Überversorgungen ist die gleichzeitige Gabe mehrerer mineralhaltiger Futtermittel. Mineralfutter werden oft zusätzlich zu voll mineralisierten Müslis oder Kraftfuttern gefüttert, ohne die enthaltenen Mengen zusammenzurechnen. Jedes einzelne Produkt erscheint für sich genommen unproblematisch, in der Summe kann die Zufuhr jedoch deutlich über dem Bedarf liegen. Besonders bei leichtfuttrigen Pferden oder bei geringen Kraftfuttermengen fällt dies kaum auf, da die absolute Futtermenge klein erscheint.

Auch Zusatzprodukte mit einzelnen Mineralstoffen oder Spurenelementen tragen zu diesem Problem bei. Zink, Selen, Eisen oder Calcium werden häufig gezielt ergänzt, um bestimmte Symptome zu beeinflussen. Bleiben diese Produkte über längere Zeit in der Ration, ohne regelmäßig hinterfragt zu werden, kann sich schleichend eine Überversorgung entwickeln. Besonders kritisch ist dies bei Spurenelementen, da sie in sehr kleinen Mengen wirken und empfindlich auf Verschiebungen reagieren.

Eine weitere, oft unterschätzte Quelle ist das Trinkwasser. Vor allem Eisen kann in Brunnenwasser in relevanten Mengen enthalten sein. Diese Aufnahme wird in der Rationsberechnung häufig nicht berücksichtigt, addiert sich aber zur Zufuhr über Heu und Kraftfutter. Gerade Eisen spielt hier eine besondere Rolle, da es im Körper nur sehr begrenzt ausgeschieden werden kann und sich bei dauerhaft hoher Aufnahme anreichert.

Ein verbreiteter Irrglaube ist zudem, dass überschüssige Mineralstoffe einfach ausgeschieden würden. Während dies für einige Mengenelemente in begrenztem Rahmen zutrifft, gilt dies für Spurenelemente nur eingeschränkt. Viele von ihnen werden im Körper gespeichert, vor allem in der Leber, und können dort bei langfristiger Überversorgung zu Belastungen führen.

Folgen der Überdosierung einzelner Mineralstoffe

Selen gehört zu den kritischsten Spurenelementen in der Pferdefütterung. Die Spanne zwischen Bedarf und toxischer Wirkung ist vergleichsweise gering. Eine Überversorgung entsteht häufig durch die parallele Gabe von Mineralfutter und selenhaltigen Zusatzpräparaten. Erste Anzeichen können Veränderungen an Hufen und Fell, Mattigkeit oder Leistungseinbußen sein. In schweren Fällen sind neurologische Symptome möglich. In der Literatur wird zudem diskutiert, dass eine chronisch hohe Selenzufuhr beim Menschen mit einer erhöhten Insulinresistenz in Zusammenhang stehen könnte. Auch wenn dieser Zusammenhang für das Pferd nicht eindeutig wissenschaftlich belegt ist, wird Selen aufgrund seiner Stoffwechselwirkung besonders vorsichtig beurteilt. Eine ungezielte oder hoch dosierte Ergänzung sollte daher grundsätzlich vermieden werden.

Eisen ist ein weiteres Spurenelement, das in der Praxis häufig im Überschuss vorliegt. Eisenmangel ist beim Pferd selten, da Heu und Wasser in der Regel bereits ausreichend Eisen liefern. Problematisch ist vor allem, dass überschüssiges Eisen vom Körper kaum aktiv ausgeschieden werden kann. Es reichert sich im Organismus an und kann die Aufnahme anderer Spurenelemente wie Zink und Kupfer deutlich hemmen. Dadurch entstehen funktionelle Mängel, obwohl diese Stoffe rechnerisch ausreichend vorhanden sind. Langfristig kann ein Eisenüberschuss den Stoffwechsel belasten und insbesondere Leber und Darm beanspruchen.

Zink wird häufig hoch dosiert eingesetzt, etwa bei Hautproblemen, schlechtem Fellwechsel oder Hufproblemen. Kurzfristig kann dies sinnvoll sein, langfristig birgt eine hohe Zinkzufuhr jedoch Risiken. Zink steht in enger Wechselwirkung mit Kupfer. Wird Zink über längere Zeit deutlich über Bedarf ergänzt, kann es zu einer Kupferverdrängung kommen, die sich wiederum in Pigmentstörungen, schlechter Hornqualität oder erhöhter Infektanfälligkeit äußert. Die entstehenden Symptome werden dann nicht selten als erneuter Zinkmangel fehlinterpretiert, wodurch sich das Ungleichgewicht weiter verstärkt.

Phosphor spielt ebenfalls bei Überversorgungen eine Rolle, insbesondere in getreide- und kraftfutterreichen Rationen. Ein dauerhaft hoher Phosphorgehalt kann die Calciumaufnahme hemmen und langfristig den Knochenstoffwechsel beeinträchtigen. Besonders bei jungen Pferden oder bei unausgewogenen Rationen ist dies problematisch, da sich solche Effekte schleichend entwickeln und erst spät sichtbar werden.

Wechselwirkungen und sekundäre Mängel

Überversorgungen führen selten zu isolierten Problemen. Häufig entstehen durch das Übermaß eines Stoffes sekundäre Mängel eines anderen. Typische Beispiele sind die Verdrängung von Kupfer durch Zink oder die Hemmung der Zink- und Kupferaufnahme durch Eisen. Auch das Verhältnis von Calcium und Phosphor kann durch einseitige Ergänzungen aus dem Gleichgewicht geraten. Die daraus resultierenden Symptome werden häufig als neuer Mangel gedeutet, obwohl die eigentliche Ursache in einer Überversorgung liegt.

Fazit

Überversorgungen mit Mineralstoffen und Spurenelementen sind ein reales und oft unterschätztes Problem in der Pferdefütterung. Sie entstehen meist durch die Kombination mehrerer mineralhaltiger Futtermittel, Zusatzprodukte und unbeachteter Quellen wie dem Trinkwasser. Besonders Spurenelemente wie Selen, Eisen und Zink reagieren empfindlich auf Überdosierungen und können langfristig den Stoffwechsel belasten. Entscheidend ist daher nicht die maximale Zufuhr einzelner Stoffe, sondern eine ausgewogene Gesamtration. Weniger ist in vielen Fällen mehr – und eine durchdachte Balance schützt langfristig die Gesundheit des Pferdes.

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