Salz in der Pferdefütterung
Salz ist kein klassisches Mineralfutter, ist aber in der Pferdefütterung elementar. Natriumchlorid gehört zu den grundlegenden Bausteinen einer ausgewogenen Ration. Ohne Salz kann der Organismus zentrale Funktionen nicht aufrechterhalten, unabhängig davon, wie hochwertig Heu, Weide oder Mineralfutter sind. Salz ist damit kein Zusatz für besondere Situationen, sondern Teil der Basisversorgung jedes Pferdes.
Aufgaben von Natrium und Chlorid im Körper
Salz liefert dem Pferd die beiden Elektrolyte Natrium und Chlorid. Natrium ist entscheidend für die Regulation des Wasserhaushalts, die Nervenleitung und die Funktion der Muskulatur. Es steuert den Flüssigkeitsaustausch zwischen den Zellen und ist an der Reizweiterleitung beteiligt. Chlorid wird unter anderem für die Bildung der Magensäure benötigt und spielt damit eine wichtige Rolle für die Verdauung.
Ein ausgeglichener Natrium- und Chloridhaushalt ist Voraussetzung für Leistungsfähigkeit, Ausdauer und ein stabiles Kreislaufsystem. Bereits leichte Defizite können zu schneller Ermüdung, verminderter Trinklust oder muskulären Problemen führen.
Warum Heu und Weide den Salzbedarf nicht decken
Heu und Weidegras enthalten von Natur aus nur sehr geringe Mengen Natrium. Auch qualitativ hochwertiges Grundfutter liefert in der Regel nicht genug Salz, um den Bedarf eines Pferdes zu decken. In freier Wildbahn gleichen Pferde diesen Mangel durch gezieltes Aufsuchen von Salzlecken aus. Mineralfutter enthalten zwar Natrium, sind jedoch in erster Linie auf die Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen ausgelegt und ersetzen keine gezielte Salzgabe.
Individueller Salzbedarf und Einflussfaktoren
Der Salzbedarf eines Pferdes ist nicht konstant. Er steigt bei körperlicher Arbeit, hohen Temperaturen, vermehrtem Schwitzen, Stress, Transporten, Fieber oder Durchfall deutlich an. Auch Pferde ohne sportliche Nutzung können zeitweise einen erhöhten Bedarf haben, etwa im Sommer oder bei intensiver Bewegung auf der Weide. Eine starre Salzversorgung wird diesen Schwankungen nicht gerecht.
Formen der Salzversorgung
In der Praxis erfolgt die Salzversorgung meist über Salzlecksteine, loses Salz im Futter oder zeitweise über Elektrolytmischungen. Salzlecksteine sind einfach anzubieten, ihre Nutzung hängt jedoch stark vom individuellen Leckverhalten ab. Lose Salzzugaben erlauben eine gezieltere Steuerung, erfordern aber ein gutes Gespür für den Bedarf. Elektrolytmischungen können kurzfristig sinnvoll sein, ersetzen jedoch keine kontinuierliche Grundversorgung.
Salzleckstein – hilfreich, aber mit Grenzen
Ein Salzleckstein kann eine sinnvolle Ergänzung sein, sollte jedoch nicht als alleinige Salzquelle betrachtet werden. Rangordnung, Standort, Witterung und individuelle Vorlieben beeinflussen die Nutzung erheblich. Manche Pferde decken ihren Bedarf zuverlässig, andere nehmen kaum Salz auf, obwohl sie es benötigen.
Umgekehrt kann auch ein extremes Leckverhalten auftreten. Frisst ein Pferd einen Salzleckstein innerhalb kurzer Zeit nahezu vollständig auf, ist dies kein normales Verhalten. Ein solches Verhalten gilt als Warnsignal und sollte fachlich abgeklärt werden. Es kann auf eine länger bestehende Unterversorgung, Störungen im Elektrolythaushalt oder zugrunde liegende gesundheitliche Probleme hinweisen. Auch bei einer früheren Unterversorgung ist ein derartiger „Nachholbedarf“ nicht als normal anzusehen. In solchen Fällen sollte ein Tierarzt oder Therapeut hinzugezogen werden.
Unter- und Überversorgung richtig einordnen
Eine Salzunterversorgung äußert sich häufig unspezifisch, etwa durch Mattigkeit, Leistungsabfall, verminderte Trinklust oder muskuläre Probleme. Da diese Symptome auch bei anderen Stoffwechselstörungen auftreten können, bleibt ein Natriummangel oft unentdeckt.
Eine Überversorgung mit Salz ist bei gesunden Pferden hingegen selten, da überschüssiges Natrium bei ausreichender Wasseraufnahme über die Nieren ausgeschieden werden kann. Problematisch wird es vor allem dann, wenn hoch dosierte Elektrolyte gegeben werden, ohne dass das Pferd ausreichend trinkt.
Salz im Gesamtkonzept der Fütterung
Salz sollte immer als eigenständiger Baustein der Ration betrachtet werden. Es ersetzt kein Mineralfutter und wird durch dieses in der Regel auch nicht ausreichend geliefert. Eine bedarfsgerechte Salzversorgung unterstützt den Wasserhaushalt, den Stoffwechsel und die Verwertung anderer Mineralstoffe.
Fazit
Salz ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Pferdefütterung. Heu und Weide liefern in der Regel nicht genug Natrium, um den Bedarf zu decken. Salzlecksteine können hilfreich sein, reichen jedoch nicht immer aus. Sowohl eine Unterversorgung als auch auffälliges Leckverhalten sollten ernst genommen werden. Eine individuell angepasste Salzversorgung trägt wesentlich zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Pferdes bei.
