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Das Calcium-Phosphor-Verhältnis

Calcium, Phosphor und Magnesium gehören zu den wichtigsten Mengenelementen in der Pferdefütterung. Sie sind an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt und spielen eine zentrale Rolle für Knochenstabilität, Muskelarbeit, Nervenfunktion und den Energiestoffwechsel. Entscheidend für eine gesunde Versorgung ist dabei nicht allein die Menge der einzelnen Mineralstoffe, sondern vor allem ihr Zusammenspiel. Ungleichgewichte wirken oft schleichend und bleiben lange unbemerkt, können jedoch langfristig die Gesundheit des Pferdes beeinträchtigen.

Calcium – Baustoff mit regulierter Aufnahme

Calcium ist mengenmäßig das wichtigste Mineral im Körper des Pferdes. Der größte Teil ist in Knochen und Zähnen gespeichert, wo es für Stabilität und Belastbarkeit sorgt. Darüber hinaus ist Calcium an der Muskelkontraktion, der Nervenreizweiterleitung und der Blutgerinnung beteiligt. Der Pferdeorganismus verfügt über vergleichsweise gute Regulationsmechanismen für Calcium. Überschüsse können bei gesunden Pferden in der Regel über den Darm und die Nieren ausgeschieden werden. Deshalb ist ein moderater Calciumüberschuss meist weniger problematisch als ein Mangel.

Phosphor – unverzichtbar, aber sensibel im Übermaß

Phosphor ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil von Knochen und Zähnen, übernimmt jedoch zusätzlich eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel. Er ist Bestandteil von ATP, dem wichtigsten Energieträger der Zellen, und an vielen Zellfunktionen beteiligt. Während Heu in der Regel eher calciumreich ist, wird Phosphor vor allem über getreide- und kraftfutterbetonte Rationen in größeren Mengen aufgenommen. Gerade hier kann es schnell zu einem Übermaß kommen, das den Calciumstoffwechsel negativ beeinflusst.

Ein Phosphorüberschuss hemmt die Calciumaufnahme im Darm, da sich schwer lösliche Verbindungen bilden können. Dadurch kann es trotz rechnerisch ausreichender Calciumzufuhr zu einer funktionellen Unterversorgung kommen, die langfristig den Knochenstoffwechsel belastet.

Magnesium – der oft unterschätzte Regulator

Magnesium wird häufig erst dann beachtet, wenn Pferde nervös, angespannt oder muskulär auffällig sind. Tatsächlich ist Magnesium an einer Vielzahl von Enzymreaktionen beteiligt und spielt eine wichtige Rolle bei der Muskelentspannung und der Nervenfunktion. Im Zusammenspiel mit Calcium wirkt Magnesium regulierend und ausgleichend. Fehlt Magnesium, kann selbst ein scheinbar korrektes Calcium-Phosphor-Verhältnis aus dem Gleichgewicht geraten. Magnesium sorgt dafür, dass Reize angemessen verarbeitet werden und Muskelarbeit nicht in dauerhafter Spannung endet.

Das Verhältnis von Calcium und Phosphor – mit Magnesium im Blick

Für das Pferd gilt ein Calcium-Phosphor-Verhältnis von etwa 1,5 bis 2 : 1 in der Gesamtration als physiologisch sinnvoll. Dieser Bereich unterstützt eine gute Aufnahme und Verwertung beider Mineralstoffe. Auch Verhältnisse bis etwa 3 : 1 gelten in der Literatur als gut tolerierbar, sofern Phosphor bedarfsgerecht vorhanden ist.

Dieses Verhältnis beschreibt jedoch nur einen Teil des Gesamtbildes. Magnesium ist kein klassischer Bestandteil dieses Zahlenverhältnisses, beeinflusst aber maßgeblich, wie Calcium und Phosphor im Körper wirken. Eine Versorgung, die sich ausschließlich auf Calcium und Phosphor konzentriert und Magnesium außer Acht lässt, bleibt unvollständig. Entscheidend ist daher eine funktionelle Balance zwischen allen drei Mengenelementen.

Warum ein Phosphorüberschuss problematischer ist als ein Calciumüberschuss

Ein Zuviel an Phosphor wirkt sich direkt negativ auf den Calciumstoffwechsel aus. Im Darm wird die Calciumaufnahme gehemmt, wodurch der Körper gezwungen ist, Calcium aus den Knochen zu mobilisieren, um den Bedarf zu decken. Dieser Prozess verläuft schleichend und bleibt lange unbemerkt.

Calciumüberschüsse können dagegen vom Organismus meist gut reguliert und ausgeschieden werden, sofern kein relatives Überwiegen von Phosphor vorliegt und Magnesium ausreichend zur Verfügung steht. Besonders bei getreidebetonten Rationen ist daher Vorsicht geboten, da sie häufig viel Phosphor liefern, ohne das Verhältnis ausreichend auszugleichen.

Versorgung über das Grundfutter und typische Fehler

Heu liefert in der Regel ausreichend Calcium und bildet damit die Basis der Mineralstoffversorgung. Phosphor stammt überwiegend aus Getreide und Kraftfutter, während Magnesiumgehalte im Grundfutter stärker schwanken können. Typische Fehler in der Praxis sind eine einseitige Calciumergänzung „für die Knochen“, phosphorreiche Rationen ohne Ausgleich oder eine isolierte Magnesiumgabe ohne Einbettung in das gesamte Mineralstoffgefüge. Auch die Kombination mehrerer Mineralfutter kann unbemerkt zu Ungleichgewichten führen.

Praktischer Umgang mit Calcium- und Phosphorüberschüssen

In der Praxis stellt sich weniger die Frage, ob Calcium oder Phosphor vorhanden sind, sondern wie mit Über- oder Fehlverhältnissen umgegangen wird. Ein Calciumüberschuss entsteht häufig bei heu- und rohfaserbetonter Fütterung, da Heu von Natur aus calciumreich ist. Ein Phosphorüberschuss tritt dagegen vor allem bei getreide- und kraftfutterreichen Rationen auf.

Ausgeglichen wird ein solches Ungleichgewicht nicht durch das Weglassen einzelner Futtermittel, sondern durch eine gezielte Ergänzung. Viele Mineralfutter sind bewusst calciumbetont zusammengesetzt, um den hohen Phosphorgehalt aus Kraftfutter und Getreide auszugleichen und das Verhältnis in der Gesamration zu stabilisieren. Umgekehrt können bei sehr calciumreichen Rationen phosphorhaltige Futtermittel oder entsprechend angepasste Mineralfutter sinnvoll eingesetzt werden. Solche Situationen treten jedoch vergleichsweise selten auf, da Heu und Weide zwar meist calciumreich sind, ein tatsächlich problematischer Calciumüberschuss in der Praxis aber nur in Ausnahmefällen vorkommt.

Entscheidend ist dabei immer die Betrachtung der gesamten Ration. Einzelne Futtermittel liefern Mineralstoffe nie isoliert, sondern wirken im Zusammenspiel. Ziel ist nicht, einen rechnerischen Idealwert zu erzwingen, sondern ein funktionelles Gleichgewicht herzustellen, das langfristig tragfähig ist und den Stoffwechsel nicht belastet.

Fazit

Calcium, Phosphor und Magnesium wirken im Pferdekörper nicht isoliert, sondern als funktionelles Team. Ein ausgewogenes Verhältnis ist wichtiger als hohe Einzelmengen. Besonders Phosphorüberschüsse können den Mineralstoffhaushalt nachhaltig stören, während Calciumüberschüsse meist besser reguliert werden. Magnesium übernimmt eine wichtige ausgleichende Rolle und sollte stets mitgedacht werden. Ziel der Fütterung ist nicht die Maximierung einzelner Mineralstoffe, sondern eine langfristig stabile Balance, die das Grundfutter sinnvoll ergänzt.

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