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Giftpflanzen: die fast unsichtbare Gefahr

Eine Wiese voller Gräser sieht auf den ersten Blick immer gesund aus. Doch nicht alles, was auf den Flächen wächst, ist auch für Pferde verträglich. Viele Giftpflanzen, die auf der Weide meist gemieden werden, verlieren beim Trocknen ihren bitteren Geschmack – ihre Giftstoffe bleiben jedoch erhalten. Dadurch können sie mit dem Heu in die Fütterung gelangen, ohne dass man sie noch erkennt. Was frisch gemieden wird, kann im Ballen zur unsichtbaren Gefahr werden.

Besonders heimtückisch ist, dass die Pflanzen nach der Ernte kaum noch zu unterscheiden sind. Farbe, Form und Geruch verändern sich beim Trocknen, und so ist selbst für geübte Augen kaum erkennbar, ob sich gefährliche Pflanzen im Futter befinden. Je nach Zusammensetzung der Wiese, Schnittzeitpunkt und Pflegezustand kann das Risiko stark schwanken. Wiesen mit offenen Grasbeständen, Lücken oder Spätblühern sind anfälliger für unerwünschte Pflanzen als dicht gepflegte, artenreiche Flächen.

Gefährliche Pflanzen im Heu

Zu den bekanntesten Giftpflanzen im Heu gehört das Jakobskreuzkraut. Es enthält sogenannte Pyrrolizidinalkaloide, die die Leber schleichend, aber dauerhaft schädigen. Frisch auf der Weide meiden Pferde die Pflanze wegen ihres bitteren Geschmacks, im getrockneten Zustand ist sie jedoch geruchlos und wird problemlos mitgefressen. Selbst kleine Mengen können über längere Zeit zu schweren Leberschäden führen.

Die Herbstzeitlose ist ebenfalls ein ernstzunehmendes Risiko. Sie enthält das hochgiftige Alkaloid Colchicin, das auch nach dem Trocknen vollständig erhalten bleibt. Schon wenige Gramm getrockneter Pflanzenteile können für ein Pferd tödlich sein.

Auch die Graukresse sorgt immer wieder für Probleme. Sie verursacht Fieber, Appetitlosigkeit, Durchfall und Ödeme an den Beinen – und bleibt selbst in Heu oder Silage toxisch. Ähnliches gilt für den Adlerfarn, der das Enzym Thiaminase enthält, das Vitamin B1 zerstört. Betroffene Pferde zeigen Koordinationsstörungen, Gewichtsverlust und Muskelschwäche.

Sumpfschachtelhalm wächst bevorzugt auf feuchten Böden und enthält ebenfalls nerven- und leberschädigende Substanzen. Hahnenfuß-Arten verlieren beim Trocknen zwar den größten Teil ihrer Giftigkeit, können aber bei hoher Konzentration noch immer Schleimhautreizungen verursachen. Auch andere Pflanzen wie Fingerkraut, Bilsenkraut oder Eisenhut kommen regional vor und sind im Heu nicht mehr zu erkennen.

Warum Giftpflanzen im Heu schwer zu erkennen sind

Das Trocknen und Pressen verändert die Pflanzen stark. Ihre Farben verblassen, die Blattformen werden unkenntlich, und der charakteristische Geruch geht verloren. So sind sie kaum noch von normalen Heupflanzen zu unterscheiden. Besonders gefährlich ist Heu von Flächen, die man nicht kennt oder nicht regelmäßig kontrolliert. Spätblühende Pflanzen – wie das Jakobskreuzkraut – gelangen oft in den zweiten oder dritten Schnitt, wenn Gräser bereits abgeblüht sind und die giftigen Arten dominieren.

Vorbeugung – wie Giftpflanzen vermieden werden

Die wichtigste Maßnahme ist eine gründliche Kontrolle der Flächen vor dem Schnitt. Wiesen sollten mindestens einmal vor der Ernte abgelaufen und verdächtige Pflanzen konsequent ausgestochen oder abgemäht werden. Eine regelmäßige Nachsaat stabiler, pferdegerechter Gräser und eine angepasste Düngung verhindern, dass Lücken entstehen, in denen sich Giftpflanzen ansiedeln können.

Beim Zukauf von Heu sollte immer auf die Herkunft geachtet werden. Seriöse Landwirte geben Auskunft über Schnittzeitpunkt, Standort und Pflege der Flächen. Heu von unbekannten Wiesen ist ein Risiko – besonders, wenn die Ballen aus Regionen stammen, in denen Jakobskreuzkraut stark verbreitet ist. Bei Verdacht auf Belastung kann eine Labordiagnostik auf Pyrrolizidinalkaloide oder andere Toxine Gewissheit geben.

Der richtige Schnittzeitpunkt ist ebenfalls entscheidend: Viele Giftpflanzen enthalten die höchste Konzentration an Giftstoffen während oder kurz nach der Blüte. Wer frühzeitig mäht, bevor sich Samenstände bilden, reduziert das Risiko deutlich.

Symptome beim Pferd

Vergiftungen durch Heu verlaufen häufig schleichend. Die Symptome sind oft unspezifisch: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, wiederkehrende Koliken oder leicht gelbliche Schleimhäute. Bei chronischen Lebervergiftungen durch Jakobskreuzkraut kommen Gewichtsverlust, Hautprobleme, neurologische Ausfälle oder sogar Verhaltensänderungen hinzu. Akute Vergiftungen – etwa durch Herbstzeitlose oder Graukresse – führen zu schweren Kreislaufstörungen, Fieber oder Koliken und können tödlich enden.

Tritt der Verdacht auf eine Vergiftung auf, sollte sofort die Fütterung gestoppt und ein Tierarzt hinzugezogen werden. Nur eine frühzeitige Diagnose kann verhindern, dass sich Organschäden weiterentwickeln.

Fazit

Giftpflanzen im Heu sind eine unsichtbare, aber ernsthafte Gefahr. Sie zeigen, dass gute Heuqualität nicht nur von Farbe und Geruch abhängt, sondern vor allem von der Pflanzenzusammensetzung der Wiese. Wer seine Flächen regelmäßig kontrolliert, rechtzeitig mäht, auf dichte Grasbestände achtet und nur Heu aus sicherer Quelle verwendet, schützt seine Pferde zuverlässig. Eine gesunde Wiese ist die beste Versicherung gegen unsichtbare Risiken im Futter – und die Grundlage für dauerhaft gesunde Pferde.