Düngung und Pflege der pferdegerechten Weide
Warum eine ungedüngte Wiese nicht unbedingt eine gute Pferdeweide ist
„Meine Weide wurde seit Jahren nicht mehr gedüngt – sie ist jetzt eine Magerwiese.“
Dieser Satz ist oft zu hören – aber er greift zu kurz. Eine nicht gedüngte Wiese ist nicht automatisch eine gute Pferdeweide.
Wenn eine Fläche über Jahre keine Nährstoffe mehr erhält, verarmt sie. Den Pflanzen fehlen die Grundlagen für gesundes Wachstum, und die artenreiche, stabile Grasnarbe beginnt sich aufzulösen. Die typischen Futtergräser – wie Wiesenrispe, Knaulgras oder Glatthafer – werden schwächer und verdrängt durch Arten, die mit Nährstoffmangel besser zurechtkommen, etwa Klee, Hahnenfuß oder Sauerampfer.
Diese Arten liefern aber nicht die gewünschte Rohfaserqualität, enthalten teils mehr Zucker oder problematische Inhaltsstoffe und tragen kaum zu einer stabilen Grasnarbe bei. Fehlt etwa Stickstoff, können sich Leguminosen wie Klee über ihre Knöllchenbakterien selbst versorgen und verdrängen die gewünschten Gräser zusätzlich.
Eine echte Magerwiese hingegen ist ein wertvolles Biotop mit hoher ökologischer Bedeutung. Sie entsteht auf von Natur aus nährstoffarmen, trockenen Standorten und wird meist extensiv gepflegt, oft im Rahmen des Naturschutzes. Solche Flächen sind ökologisch wichtig, aber nicht geeignet als Pferdeweide mit mittlerer Nutzung, da sie den hohen Futterentzug durch Beweidung oder Heugewinnung nicht ausgleichen können.
Eine gute Pferdeweide braucht daher ein ausgewogenes Nährstoffangebot – genug, um die gewünschten Gräser zu fördern, aber nicht so viel, dass Mastwuchs oder Leistungsgräser dominieren.
Was ist eine artgerechte Pferdeweide?
Eine pferdegerechte Weide unterscheidet sich deutlich von den typischen Futter- oder Milchviehweiden, die auf hohe Erträge und maximale Energiegehalte ausgelegt sind. Pferde benötigen kein Hochleistungsgras, sondern strukturreiche, rohfaserreiche Pflanzen mit moderatem Eiweißgehalt und möglichst wenig Zucker und Fruktan.
Das Ziel einer solchen Weide ist es, den Pferden gesundes, natürliches Futter anzubieten, das ihre Verdauung fördert, den Stoffwechsel nicht belastet und eine stabile, trittfeste Grasnarbe bildet. Dazu eignen sich insbesondere Gräser, die mit mittleren Nährstoffgehalten auskommen und auch bei angepasster Düngung vital bleiben.
- Wiesenrispe (Poa pratensis) – dichttriebig, trittfest, gute Rohfaserqualität
- Gemeine Rispe (Poa trivialis) – schattentolerant, weichblättrig, beständig
- Knaulgras (Dactylis glomerata) – trockenheitsverträglich, strukturreich, etwas gröber
- Glatthafer (Arrhenatherum elatius) – typisch für Heuwiesen, robust, energiemäßig ausgewogen
- Wolliges Honiggras (Holcus lanatus) – weichblättrig, fruktanarm, früh austreibend
- Rotes Straußgras (Agrostis capillaris) – feintriebig, dicht, verträgt moderate Nutzung
Diese Arten ergeben zusammen eine strukturreiche, artenreiche und stabile Weide, die den physiologischen Bedürfnissen des Pferdes entspricht. Sie benötigen zwar Nährstoffe, reagieren aber empfindlich auf Überdüngung. Eine zu hohe Stickstoffversorgung fördert unerwünschte „Leistungsgräser“ wie Deutsches Weidelgras oder eine übermäßige Kleeentwicklung – beides ist für viele Pferde mit empfindlichem Stoffwechsel ungünstig.
Nährstoffe, die Pflanzen brauchen
Damit eine Weide gesund bleibt, braucht sie – wie jedes Ökosystem – eine ausreichende Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen. Besonders wichtig sind:
- Stickstoff (N): Grundbaustein für Wachstum, Eiweiß- und Blattgrünbildung. Zu wenig schwächt die Gräser – zu viel fördert Mastwuchs und hohe Fruktanwerte.
- Phosphor (P): Unterstützt Wurzelbildung und Energiehaushalt. Mangel führt zu schlechter Regeneration nach Schnitt oder Beweidung.
- Kalium (K): Reguliert den Wasserhaushalt, stärkt Zellwände und verbessert Trocken- und Frostresistenz.
- Calcium (Ca): Stabilisiert den pH-Wert und sorgt dafür, dass andere Nährstoffe überhaupt aufgenommen werden können.
- Magnesium (Mg): Bestandteil des Chlorophylls, fördert Photosynthese und gesunde Blattbildung.
- Schwefel (S): Unterstützt die Eiweißbildung, besonders auf leichten Böden wichtig.
Entscheidend ist das Verhältnis dieser Nährstoffe zueinander und ein für die Zielgräser geeigneter pH-Wert. Schon kleine Ungleichgewichte können die Zusammensetzung des Bestandes verschieben: Unterversorgung schwächt strukturreiche Gräser, Überversorgung – vor allem mit Stickstoff – begünstigt mastige Leistungsgräser oder Klee. Ziel ist stets eine ausgewogene Verfügbarkeit, die stabile Rohfaserqualität, Wurzelkraft und Trittfestigkeit erhält.
Nutzung und Nährstoffentzug
Jede Nutzung einer Weide – ob durch Mahd oder Beweidung – entzieht dem Boden Nährstoffe. Beim Heuschnitt werden mit dem geernteten Pflanzenmaterial erhebliche Mengen an Stickstoff, Kalium und Phosphor entfernt. Bei der Weidenutzung führen die Pferde über Kot- und Harnstellen zu einer ungleichmäßigen Verteilung – einige Bereiche werden überversorgt, andere verarmen.
Je intensiver die Nutzung, desto größer der Entzug. Wird eine Fläche einmal jährlich gemäht (Heu) und danach beweidet, liegt sie im Bereich einer mittleren Nutzungsintensität – und genau hier ist eine gezielte, maßvolle Düngung entscheidend, um die Balance zu halten.
Zielgerichtete Düngung für die pferdegerechte Weide
1. Bodenanalyse als Grundlage jeder Düngung
Bevor über Düngermengen nachgedacht wird, sollte eine Bodenanalyse stehen. Sie zeigt pH-Wert, Gehalte an Hauptnährstoffen und Bodenart und sollte alle drei bis fünf Jahre wiederholt werden. Ein pH-Wert von etwa 5,8–6,5 ist ideal für die meisten Weidegräser. Ist der Boden zu sauer, ist eine Kalkung oft sinnvoller als zusätzliche Düngung.
2. Ausgewogene Nährstoffzufuhr statt Pauschalmengen
Eine gute Düngung ersetzt nur das, was durch Nutzung entzogen wurde – nicht mehr und nicht weniger. Bei mittlerer Nutzung sollte sie die gewünschten Pferdeweidegräser stärken, ohne mastige Leistungsgräser oder Klee zu fördern.
Geeignet sind vor allem organische Dünger wie gut verrotteter Pferdemistkompost oder Grünschnittkompost, sowie organisch-mineralische Dünger mit langsamer Wirkung. Diese fördern das Bodenleben, stabilisieren die Humusbildung und verbessern Wasser- und Nährstoffspeicherung.
Auf leichten, sandigen Böden sind mehrere kleine Gaben im Jahr besser, auf schweren Lehmböden genügen meist ein bis zwei Anwendungen.
3. Standort und Nutzung bestimmen den Bedarf
- Heuwiesen verlieren mehr Nährstoffe als reine Weideflächen.
- Stark beweidete Flächen brauchen Nachschub, da Kot- und Harnstellen Nährstoffe ungleich verteilen.
- Schattige oder feuchte Lagen unterscheiden sich deutlich von trockenen Hanglagen.
Pauschale Mengenempfehlungen sind daher wenig sinnvoll – die Bodenanalyse liefert die sichere Grundlage.
4. Nachhaltig und pferdegerecht düngen
- Mäßigung statt Intensivierung: Lieber regelmäßig kleine Mengen, die dem tatsächlichen Entzug entsprechen.
- Nährstoffkreisläufe schließen: Zum Beispiel durch Rückführung von Mistkompost aus dem eigenen Bestand.
- Witterung beachten: Nur bei aufnahmefähigem Boden düngen – nicht bei Trockenheit oder Frost.
- Umwelt berücksichtigen: In Wasserschutzgebieten oder Hanglagen besondere Sorgfalt walten lassen.
Eine gezielte, maßvolle Düngung fördert die gesundheitsfördernden Weidegräser, hält den Bestand stabil und trittfest und sorgt langfristig für ökologisch ausgewogene, pferdegerechte Flächen.
Fazit
Eine artgerechte Pferdeweide ist das Ergebnis bewusster, angepasster Bewirtschaftung. Nicht das „Nicht-Düngen“ führt zu einem gesunden Bestand, sondern die richtige, ausgewogene Nährstoffversorgung, abgestimmt auf Standort und Nutzung.
- stabil und trittfest,
- ökologisch vielfältig,
- und liefert gesundes, natürliches Futter für Pferde mit stabiler Verdauung und gesundem Stoffwechsel.