Gedanken zum Thema Sterben

Das erste Mal, dass ich mit dem Sterben konfrontiert wurde, war im Alter von 20 Jahren. Mein erstes Haustier, meine Zwergkaninchenhäsin Bibbo wurde alt und älter und saß den Winter nur noch an der warmen Wand des Kamins. Ihr Kamerad war bereits gestorben, in der Zeit, als wir im Urlaub waren – welch ein Drama!
Es war im Februar und ich hatte frei, war mit Bibbo allein zu Hause. Und mein Bauchgefühl sagte mir, bald ist der Zeitpunkt gekommen. Ich lief in den Flur und fand sie liegend. Da ich sie nicht allein lassen wollte, nahm ich sie mit in mein Zimmer, hielt sie in meinem Schoss und verbrachte so die letzte Stunde mit ihr. Der Prozess verlief in Wellen, immer wieder ein Auf und dann ein Ab, ein Auf und Ab. Und dann war er da – der letzte Atemzug – und verging.
Ihr Körper, die Projektionsfläche meiner Liebe zu ihr, war noch da, und doch war sie gegangen. Es war ein sehr ruhiger, sehr inniger Moment. Ich war tief dankbar, dass ich die letzten Schritte mit ihr gehen durfte, hatte ein Hochgefühl in mir – und war doch tieftraurig, die Kameradin meiner Jugendtage verloren zu haben.

Einen weiteren Moment, der mich tief berührte, schenkte mir mein Zwergwidder Chico. Auch zu ihm hatte ich eine besondere Beziehung. Er lebte mit seiner Kameradin bei uns im Garten. Eines Tages sah ich ihn und wusste: etwas stimmt nicht mit ihm. Ich fuhr zum Tierarzt, der aber nichts feststellen konnte. Alles schien in Ordnung, doch auch am nächsten Tag machte ich mir große Sorgen um ihn. Da wir übers Wochenende zu meinen Eltern fahren wollten, musste ich eine Entscheidung treffen. Verstandesmäßig machte es überhaupt keinen Sinn, doch ich konnte ihn nicht einfach in seinem Käfig lassen. So luden wir beide Kaninchen in eine Transportbox und fuhren los.
Ich hatte die Box zwischen meinen Füßen stehen und plötzlich machte Chico sich bemerkbar. Er wollte raus. So hob ich ihn auf meinen Schoß und wir kuschelten ausgiebig. Er genoss es sichtlich und ich schöpfte wieder Hoffnung, dass ich mich doch geirrt haben könnte. Dann stand Chico auf, stupste mich zweimal mit seiner Nase an, drehte sich rum, hüpfte in seine Box, nahm einen letzten Atemzug und starb. So hat er Abschied von mir genommen, wissend, dass seine Zeit um war.

Im Laufe der Jahre hatten wir einige Kaninchen, die uns begleiteten. Flecki kam von Bekannten zu uns, bis bei einem Sturm ein Teil vom Stall abriss und ihr auf den Rücken fiel. Die Tierärztin behandelte sie noch, doch bald war klar, dass sich Flecki das Rückgrat gebrochen hatte und eine Heilung nicht möglich war. Die Nachricht war ein Schock und wir hatten kaum Zeit, uns von ihr zu verabschieden. Weder wir noch sie waren bereit, als die Tierärztin sie einschläferte.
Für mich war es ein schreckliches Erlebnis, das ich lange nicht verarbeiten konnte. Damals kannte ich Tierkommunikation leider noch nicht. Ich bin sicher, sie hätte uns beiden die Situation erleichtert.